Sonntag, Januar 20, 2008

Post [Poa:st] den eh keiner liest... [Teil 1]

...oder: warum ich Jesus mein Leben zu verdanken habe...

Vorwort:

Manch einer wird sich fragen, warum ich diesen Post schreibe. Ich könnte sagen: "Weil mir langweilig ist". Wäre aber gelogen. Klar, es ist Sonntag Morgen, alles schläft und ich sitze hier allein in der Küche rum. Da denkt man halt mal nach. Trotzdem falsch. Ich schreibe diesen Post aus 2 Gründen:

a) ich möchte mich dran erinnern, was alles in meinem Leben passiert ist

Und warum ich das nicht in mein Tagebuch schreibe:

b) ich möchte anderen von Jesus in meinem Leben erzählen

Letzteres haut wahrscheinlich keinen vom Hocker - deshalb auch die Überschrift - aber für den, der es doch liest, wünsch' ich mir, das er was mitnehmen kann.

OK.

Jetzt mal zum Post:

Letztens sagte jemand zu mir: "Boar krass! Du hast ja riesen Ohren!" Hm... Joar. Das war mir nicht wirklich unbekannt. Derjenige war auch nicht der erste, der das sagte. Irgendwie hab ich mich für einen kleinen Zeitpunkt 12 - 13 Jahre zurück erinnert.

Kapitel 1: Marienschule

Alles begann damit, dass ich aus der Grundschule raus, auf's Gymnasium wechselte. Da war die Welt in der Klasse selber noch in Ordnung. Die Lehrer waren durch die Bank weg nur auf Leistung bezogen, dass die Schüler gar keine Zeit hatten über irgendwas außer Schule nachzudenken. Ich würde behaupten, dass ich nicht wirklich schlecht war - die Lehrer waren da anderer Meinung. Schon blöd, wenn man in der 5. Klasse keine Konversation auf Englisch führen kann. Vor allem als Junge. Das Gymi war kurz vor dem ich auf diese Schule ging noch ein reines Mädchengymnasium. Außerdem ein Nonnen-Gymi. Zucht und Ordnung! Mich hat es schon immer gewundert, dass es dort mehr Lehrer als Lehrerinnen gab... Naja... auf jeden Fall wurde mir eines sehr sehr schnell klar: Schwul waren die nicht.

Nachdem die Mädchen generell um einiges besser abschnitten (abgesehen von denen, die nicht in die Statistik passten oder irgendwie knatsch hatten) verließen die meisten Jungen aus meiner Klasse die Schule. Nach einem Jahr Schule und zuhause nur büffeln und dafür 5er oder 6er kassieren hatte ich auch die Schnauze tierrisch voll. (Ich glaube, das einer übrig blieb, nachdem ich ging).

Kapitel 2: Realschule

Ich wechselte die Schule auf die Realschule. Mit dem Stoff kam ich bestens klar. Ich hatte ja schon das durch gemacht, was die Realschüler erst eine oder 2 Klassen später lernten. Ich hatte in der 6. Klasse glaub mein bestes Zeugnis. Dummerweise fanden meine Mitschüler das irgendwie nicht so prickelnd. Da kam es auch, das sie meine Ohren entdeckten und mich mit allem herunterzogen, wie's irgendwie ging. Bis mein Selbstwert gegen 0 war. Meine Eltern waren Christen. Natürlich bekamen sie mit, was so in der Schule abging. Meine Mum hat oft für mich gebetet und so. Mir war zu dem Zeitpunkt auch klar: Jesus ist der einzige der dir helfen kann. Nur: Es passierte in meinen Augen nix. Das war ganz schön frustrierend.Ich hab schon damals oft Jesus um Hilfe gebeten - oder wenigstens EINEN guten Freund, der mich mal Ausnahmsweise nicht ausnutzt. Den habe ich auch bekommen. Nur an der Situation änderte sich nix.

An mir gab es ja auch jede Menge auszusetzen. Ich hatte Pickel und wusste nicht, was ich noch alles dagegen machen sollte. Große Ohren. Ich spielte nicht, wie die anderen Fußball und hatte nicht die neusten Adidas-klamotten. Hm... ich glaub die besonders irrsinnigen Adidashosen mit den Knöpfen auf ganzer Beinlänge waren grad tierrisch in. Jeder Prollet hatte sie an. In meiner Klasse gab's davon n Haufen.... Ich hab das schon damals nicht verstanden, wie man so'n Kack anziehen kann und sich wundert, dass einem andauernd die Hosen aufgemacht wurden. Diejenigen ärgerten sich natürlich entsprechend. Ich glaub nicht mal die Mädels fanden das in irgendeiner Weise anziehend - aber da drauf hab ich eh nicht so geachtet. Ich war ja eh hässlich und so... Das dumme war: ich wusste nicht, wie ich mich hätte dagegen wehren sollen. Wenn mir einer Dumm kommt und ich ihn irgendwann zusammenschlage, kommen gleich 10 und polieren mir die fresse. Das war Praxiserprobt. Außerdem war ich eh normalerweise recht friedlebend und versuchte immer alles zu klären. Das war irgendwie meine Natur und hatte damit arge Probleme. Vor allem: Ich hatte immer eingebleut bekommen, das man dieses und jenes nicht darf. Ich bin oft heulend von der Schule gekommen, weil ich wieder in irgendeiner Mülltonne gelandet bin oder sonst wie, und aus welchen Gründen auch immer, zusammengeschlagen worden bin. Meine Noten wurden von Halbjahr zu Halbjahr schlechter. In der Klasse habe ich mich irgendwie versucht über Wasser zu halten. Irgendwie hab ich es auch geschafft, dass mich die Leute irgendwie akzeptieren und ich mit ein paar wenigen verstand. (Der Volständigkeit halber sei erwähnt, das ich von Anfang an - ich nenne sie mal "Kumpels" hatte - also Leute, mit denen man irgendwie was unternimmt oder so. Aber das wars. Davon hatte ich eins bis 3 - das variierte immer...) Naja... ich hatte die Außenseiterrolle auch nicht mehr ganz alleine, weil einige doch merkten, dass, wenn sie mich fertig machen und sich dadurch besser darstellen, als sie sind, nicht besser werden. So ging das hin- und her. Ich hatte auf Schule schon lange keinen Bock mehr. Das anfreunden mit dem "Feind" - also nach dem Motto, verbünde dich mit dem was du nicht besiegen kannst, hat auch nicht so recht funktioniert. So blieben mir 3 Freunde in dem Dorf, wo ich aufgewachsen bin und die von dem ganzen Scheiß in der Schule nix mitbekamen.

Aus irgendeinem Grund bin ich aber irgendwie nie sitzen geblieben. Also war ich echt schnell froh, das die Schule rum war. Nur n Job hab ich mit den Zeugnissen auch nicht bekommen. Die Tante vom Arbeitsamt (liebevoll AA genannt) wollte unbedingt, das ich eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann mache. "Das ist das, was mit ihrem Zeugnis einigermaßen drin ist". Auf dem Ohr "ich will aber was anderes" hörte sie wohl nicht so recht. Ich hab mir gedacht: Den Job der Tante auf dem Stuhl, kannste auch. Nein, aber ich wollte was mit Computern machen. Und das hieß nicht: Vorm Schreibtisch sitzen und Statistiken oder Papierkram in'n PC eintippeln. Meine Informatiklehrerin und die Tante vom AA kannten sich gut und waren auch da einer Meinung. "Du und Informatik? Schau dir mal deine Noten an! Vor allem Mathe!"Ich machte einen Einstellungstest nach dem anderen. Ausbildungsplätze waren rar und die Methoden de Firmen nicht grad prickelnd. Meine Eltern meinten eines Tages: "Sollen wir dich an der Kaufmannsschule anmelden?" Ich meinte dazu: ist mir egal. Mir fällt eh nix besseres ein. Kaufmann will ich zwar nicht werden, aber BWL war nie schlecht, das zu lernen und evtl. bekommst du ein besseres Fachabi als den jetzigen Realschulabschluss. Hast nix zu verlieren.

Kapitel 3: Und Jesus?

Inzwischen habe ich mich ein 2tes oder 3. Mal bekehrt um irgendwie eine Besserung in meinem Leben herbei zu führen. Das war für mich irgendwie das einzige, was mir plausibel erschien, was hilft. Wenn mein Vater (Polizeibeamter) mich mit Drogen erwischt hätte, wüsste ich nicht, was mit mir passiert wäre. Außerdem habe ich durch dass, was mein Vater manchmal erzählte mitbekommen, dass das auch nur Probleme macht. Alkohol mochte ich auch nicht besonders. Und irgendwie klang das mit dem Jesus auch immer ganz gut... Ich wurde jeden Sonntag in die Kirche geschleift - auch wenn ich nicht wollte. Dadurch, das einer aus der Gemeinde auch in meiner Klasse war, und ich ihn dann Sonntags besuchen konnte (das war einer dieser "Kumpels" - wobei ich ihn auch als Freund betiteln könnte - das war so ein Zwischending) hab ich mich nur zur Wehr gesetzt, wenn ich wusste, das er nicht da ist bzw. ich als einziger von der Jungschar oder Jugend in der Gemeinde saß. Von dem was der Pastor so erzählt hat, habe ich das wenigste verstanden - auch wenn es sich irgendwie nicht falsch anhörte - nur langweilig war's allemal.

Warum, wenn alles so mies war, bekehrte ich mich dann? Bzw. wollte an Jesus festhalten? Das Leben läuft scheiße, in die Kirche ging ich auch nur um zu kickern oder wegen Freunden. Auch, damit ich vor dem nächsten Kaffeeklatsch flüchten konnte...

Anfangs habe ich viel gehört. Ich wurde geprägt. Viel erlebt mit Jesus habe ich bis dahin noch nicht. Aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, das Jesus, obwohl alles so kacke war, trotzdem da war und auf mich aufpasste. Ich wollte weglaufen. Von allem. Aber es funktionierte nicht. Ich kam immer wieder an einen Punkt, wo ich nur noch über die Klippe springen konnte oder nochmal versuchen konnte, mein Leben auf die Reihe zu bringen. Nur eines war mir dann klar: alleine kann ich das nicht. Das Leben ist viel zu verkorkst. Und ich war grad mal 14. Das komische war: hab ich mich dran gehalten, was so in der Bibel steht, lief's einigermaßen. Hab ich's nach eigenem brödeln versucht, lief's absolut nicht. Ich merkte: Ich bin abhängig. Also: Okay. Ich kann das kack Leben nicht meistern. Bitte, dann fahr du. Zu verlieren hab ich mal wieder eh nix.

Kapitel 4: neue Schule, neues Glück

Der Wechsel von Realschule zur Kaufmannsschule war wie ein Bruch. Ich kannte dort keinen einzigen. Das gute daran: mich, und meine Vergangenheit kannte auch keiner. Es wusste keiner, das ich Außenseiter war und Klassenclown und... und... und... Aber: sie fanden es sehr schnell heraus. Das komische daran war: sie reagierten ganz anders, als ich erwartete. Ich erwartete, dass das Spiel von vorne los geht. Ich wieder in er Ecke sitz und das war's. Aber: hier war was anders. Hier fand' ich dass, wovon in der Kirche immer nur gepredigt wurde: ich fühlte mich angenommen. Es erinnerte mich irgendwie an Forrest Gump. Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel. Auch überhaupt habe ich viele Filme und die Personen darin als Vorbilder. Ich habe geloost von vorn bis hinten. Trotzdem tat das dem, dass die anderen mich respektierten, keinen Abbruch. Ich wurde das erste Mal respektiert. Es wurde nicht nur akzeptiert, dass ich da war. Man, das war ein Stück Freiheit. Endlich mal was erfahren von dem, was Jesus in seinen Gleichnissen und so erzählt. Endlich mal nicht nur hören, sondern auch fühlen, das man lebt und so - dass andere mit einem was zu tun haben wollen. Was habe ich daraus gelernt: es ist scheiß egal, wie ein Mensch aussieht oder heißt, oder was er tut. Er ist trotzdem ein geliebtes Kind. Ich konnte mir das mit der Liebe aus der Bibel nie plastisch vorstellen. Warum bitte, soll Gott mich lieben? Was hat er an mir? Und überhaupt... es zählt doch eh nur dass, was man so anfassen kann und so. Naja... in der Klasse habe ich ein Beispiel gefunden. Und ich habe herausgefunden, das Gott sich nicht in Mauern eingrenzen lässt. Es kann noch so fromm sein und doch so kalt. Es kann sich noch so christlich anhören, aber doch so tödlich sein. Ich habe gelernt: Nicht der Stempel "Christ" macht einem zum Christen. Sondern dass, was in einem lebt. Ich habe wieder Selbstwertgefühl bekommen, und dass nur, weil ich Liebe bekam, wo ich keine erwartet habe. Ich habe gelernt, dass es nicht darauf ankommt, wie oft ich, in welche Kirche gehe. Es kommt darauf an, wie ich lebe. Suche ich Gott? Für die meisten wird sich das komisch anhören, dass ich von einem Umgang in der Klasse auf Gott, seine Existenz und seinen Willen schließe.
Dazu ein Wort:
Ich habe in der Bibel gelesen, wie das mit der Liebe ist. Jesus hat von einem Leben in Liebe geredet und das habe ich gesucht. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass so etwas überhaupt existiert.

Das war Teil 1....

Teil 2 is in Arbeit... mal sehen, wann ich den zu Ende schreib...

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Martin,

Ich finde den Text interessant.
Ja, es stimmt, es ist hart, wenn man merkt man ist nicht wilkommen. Ich kenn das zu gut. Aber eins find ich toll. Du hast gelernt Gott zu vertrauen, auch wenn nicht gleich was passiert. Aber wir müssen Geduld haben. FÜr Gott spielt Zeit keine Rolle und das ist manchmal sehr sehr hart.

Ich wünsche dir das du immer mehr merkst, das leute da sind, die dich mögen so wie du bist.

Du weist, das wir uns öft in die Haare bekommen/ anderer Meinung sind.
Aber du weist auch, das ich dich lieb habe so wie du bist. Ob mit kleinen Ohren oder mit großen Ohren. Ich mag DICH und nicht dein aussehen .

Dazu fällt mir nur ein spruch ein: der mensch sieht das was vor augen ist. aber

Gott sieht das Herz
SOFX

Anonym hat gesagt…

hi maddin =)
ja sehr interessant und lang :) hihi.
ich hoffe bei mir wendet sich das auch mal bald - irgednwie. ;)
ich finds krass wie du gott vertraust.
tschö
Litha!

Reheuglein hat gesagt…

Hey Maze

*knuuudddeel*

ich fand es echt total krass, was du erlebt und wie du Gott erfahren hast und es hat mich auch ein ganzes Stück aufgebaut... Danke, dass du es geschrieben hast und uns somit daran teilhaben lässt!

Ich hoffe wir hören mal wieder voneinander,
alles Liebe und Gottes Segen,
Nicole (bambi ^^ )

Anonym hat gesagt…

huhuZ,

ich find die geschichte wirklich interessant und gut geschrieben ist sie übrigens auch!

finde es cool, dass du das alles aufgeschrieben und gepostet hast.
bin gespannt, was papa noch so tut in deinem leben und wie es weiter geht.
hör niemals auf, auf jesus zu sehen!

SOFX!
Ani *stubbs*